Die Baugeschichte dieses ehrwürdigen Dombaus ist sehr komplex. Der östliche Bereich stammt weitgehend aus der spätromanischen Epoche, das Langhaus ist in französischer Art in frühgotischen Formen ausgeführt, während die imposante Turmfassade im Westen, laut Planung hätte hier neben Reims die vielleicht Schönste entstehen können, aus hochgotischer Zeit stammt aber unvollendet blieb und später halbseitig mit einem spätgotischen Turm bekrönt wurde.
Verfolgt man jedoch Planungen späterer Phasen, hätte hier ein sehr imposantes und weit einheitlicheres Gebilde entstehen können. Reduziert man den Einturm und ebenso das Glockengeschoss zwischen den Türmen, ließe sich in Gedanken tatsächlich eine harmonische Turmfassade entwickeln, der dann die Rekonstruktionsvorschläge von Friedrich Adler zu Grunde liegen. Die gotisch nicht weiter ausgeformte Vierung und der spärliche unzureichende Chor hätten mit Sicherheit durch aufwändiges Neues ersetzt werden sollen. Planungen, die im Frauenhaus in Straßburg aufbewahrt werden, zeigen das Mögliche: ein an die Vierung anschließendes, riesiges fünfschiffiges Langhaus mit fünfschiffiger Halle und seitlichen niedrigen Schiffen im Anschluss, sowie einen mächtigen, dreischiffigen Hallenumgangschor mit Kapellenkranz. So ist es in meinem Entwurf eingefügt. Da das nun immens vergrößerte Kirchenschiff eine Höhendominante erfordert, bot es sich an, den alten romanischen Vierungsturm durch einen neuen, höheren gotischen Turm, zu ersetzen. Die alten romanischen Pfeiler wären dazu durchaus in der Lage gewesen. Der neue Turm trägt eine steinerne, achteckige, nach dem romanischen Vorbild gestaltete Laterne, über der sich ein sehr hoher hölzerner Turmhelm erhebt. Die grandiose Gesamtidee zeigt sich in der gewählten Perspektive besonders eindrucksvoll.
Als Alternative ist auch eine Zeichnung der Fassade nach Erwin Steinbachs Originalentwurfs entstanden. Es handelt sich um den berühmten Planriss A mit den eigenwilligen Fialen als Turmhelme. Ein prunkvoller Vierungsturm mit durchbrochener Steinspitze ersetzt den dortigen romanischen Turm, das Langhaus ist hinter dem Chor verlängert und mit einem neuen Umgangschor abgeschlossen.
Zuletzt wird diese Entwurfsserie abgerundet durch den Plan, der am tatsächlich verwirklichten Bau noch auszuführen sein könnte. Als Turmfassade wird der Turm von Johannes Hültz symmetrisch verdoppelt und ein steinerner Vierungsturm in ähnlicher Art gestaltet.