In dieser Publikation sind Zeichnungen, Grundrisse und Collagen von Architekturen europäischer, insbesondere dem deutschen Kulturraum zugehöriger Orte enthalten. Als Ausgangspunkt für die gestalterischen Eingriffe dienen Vorlagen und Reproduktionen in Form alter Fotografien und Zeichnungen. Sie bilden die Grundlage zum Thema einer weitergebauten, fiktionalen Architektur. Entwickelt wird diese Baukunst ausschließlich nach Innen, der historische Kern der alten Städte wird überformt und in wahrnehmbarer Schichtung zeichnerisch überlagert, Vorlagen nachträglich einkopiert und collagiert.
Diese Collagen erscheinen als Manipulationen. Gebäude werden eingearbeitet, die es in dieser Form nicht gibt. Vergangene Architekturen und vergessene architektonische Ideen tauchen als Projektion künstlerischer Eingriffe wieder auf und kompletieren fragmentarisch Vorhandenes. Eigene Entwürfe, aufgegriffene historische Projekte, Alternativvorschläge zu bestehenden Bauwerken aber auch Ergänzungen unvollendeter Bauten dienen nun einem ästhetischen Idealkonzept. Die eigentliche Zweckgebundenheit der Architektur wird ins Illusionäre gesteigert.
Konkrete, auf einen bestimmten Ort ausgerichtete, ästhetische Eingriffe sind die hier bevorzugte konzeptuelle Arbeitsform. Die vom Künstler vorgenommenen Veränderungen sind nicht willkürlich. Die Entwürfe sind eng an geschichtliche und gestalterische Zusammenhänge geknüpft und lassen ein alternatives architektonische Weltbild entstehen. Es sind parallel zum geschichtlichen Werdegang der Städte und Orte erdachte Projektionen, immer auch im Sinne einer harmonischen Vollendung.
Ein subjektives assoziatives Modell einer Architektur wird zwischen den Künstler und die Außenwelt gestellt. Ein individuelles Koordinatensystem entsteht, Grenzen zwischen Geschichte, Realität und Fiktion verschwimmen.
Eine Welt des historisierenden „Scheins“ oszilliert zwischen Illusion und Wirklichkeit, zwischen Geschichte und Fiktion, zwischen Sicherung der Geschichte und deren gleichzeitiger Verschleierung. – Die Architektur dient dabei stets als visionäres, pathetisch aufgeladenes Stimmungselement.